Villa
Franz Erhard Walthers Werk zeichnet sich seit den Anfängen seiner künstlerischen Praxis in Fulda der späten 1950er Jahre durch eine radikale Offenheit aus, die zunächst Materialprozesse und später die Betrachterinnen und Betrachter als aktiven Teil der Werkentstehung einbezieht. Ausgehend von dem Konvolut der Sammlung Seng, präsentiert die VILLA in wechselnden Werkpräsentationen mit Leihgaben aus der Franz Erhard Walther Foundation und weiteren Leihgaben die Arbeiten, die Franz Erhard Walther in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren produziert hat. Die VILLA knüpft an den spezifischen Entstehungsort und Zeitraum an, begreift Franz Erhard Walthers Werk zugleich in seiner gegenwärtigen Relevanz.
Alle Aktivitäten der VILLA basieren auf den Grundprinzipien von Franz Erhard Walthers Werk. Es ist ein Raum, in dem sich das Werk immer wieder aufs Neue realisiert und aktualisiert – ein unabgeschlossener Raum, in dem die frühen Arbeiten in immer neuen Konstellationen gezeigt werden.
Franz Erhard Walthers Weg zur Artikulation seines partizipatorischen Werkverständnisses, das 1963 mit den ersten Stücken des 1. Werksatzes einen radikalen Umbruch erfährt, soll als dynamischer Prozess erfahrbar gemacht werden, der die Gleichzeitigkeit gegensätzlicher Wege und das Vorgreifen gedanklicher Prozesse auf erst später materialisierte Arbeiten ins Augenmerk rückt.
Zwischen den wechselnden Werkpräsentationen, finden jährlich Ausstellungsprojekte statt, die Franz Erhard Walthers Frühwerk in Dialog mit anderen Künstler*innen stellen und Bezüge zum spezifischen Entstehungsort Fulda und der Rhön herstellen. In einer für 2023 geplanten Ausstellung begegnen sich Franz Erhard Walthers und Lygia Clarks frühen Arbeiten. 2024 findet eine Ausstellung mit Jimmy Robert statt, in der sich der Künstler u.a. auf die florierende Jazzszene Fuldas in den 1950er Jahren bezieht. 2025 widmet sich der Umsetzung der unrealisierten Ausstellung Gelb, die Franz Erhard Walther 1965 für die Galerie Junge Kunst in Fulda geplant hatte.
VILLA ist ein gemeinsames Projekt der Franz Erhard Walther Foundation und der Stadt Fulda
Franz Erhard Walther Foundation
Susanne Walther
Gesamtkonzeption, Künstlerische
Direktorin, Ko-Konzeption Ausstellungsprogramm
Julia Heldt
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Stadt Fulda
Dr. Frank Verse
Gesamtleitung
Franziska Schlemmer
Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Koordination
Michél Kranz
Hausmeister
Lea Sporer
Pädagogische Projekte
Ausstellungsorganisation
Judith Mader
Museologin, Städtische Museen Fulda
Daniel Bley
Werkstattleiter, Städtische Museen Fulda
Michaela Zwergel
Freiberufliche Restauratorin
Website
Design: Studio Manuel Raeder
Programmierung: oioioi.io
Landing page: Franz Erhard Walther auf der Piazza San Marco, Venedig auf der Rückreise von Griechenland, 1960. Fotograf unbekannt © FEW Foundation Archives
Abbildungen Menü: Franz Erhard Walther, VILLA NICE, 1958, Wortbilder, 1957–1958 / Fünf-Kissenstreifen mit vier Bändern, 1963. Foto: Reiner Ruthenbeck / Franz Erhard Walther auf der Piazza San Marco, Venedig auf der Rückreise von Griechenland, 1960. Fotograf unbekannt © FEW Foundation Archives / Gestell mit acht Kissenformen, 1963. Foto: Reiner Ruthenbeck. Courtesy of the artist.
Sammlung Seng
Im Sommer 1958 lernte der Kunstrestaurator Gisbert Seng (geb. 1933) in der ersten Ausstellung des von Franz Erhard Walther mitgegründeten Jungen Kunstkreis in Fulda, zunächst Walthers Arbeiten und kurz darauf den damals neunzehnjährigen Künstler kennen.
In einem Umfeld, in dem Walthers Arbeiten auf Ablehnung und Unverständnis trafen, gehörten Gisbert Seng und seine erste Frau Helga Seng zu den wenigen, mit denen Walther seine Überlegungen zu seiner Kunst und zu Fragen der Kunst im Allgemeinen teilen konnte.
Mit Johanna Frieß, waren die Sengs die einzigen, die 1962 Walthers Papierkonzert in der Galerie Junge Kunst in Fulda besuchten. In diesen Jahren verbrachten die beiden Paare gemeinsame Zeit in der Rhön, wo sie Walthers erste Werksatzstücke aktivierten.
In dem Zeitraum vor dem Umzug der Walthers nach New York im Jahr 1967, bewahrte Gisbert Seng eine Auswahl wichtiger Werke auf, die sonst verloren gegangen wären. Nach der Rückkehr Walthers aus New York, schenkte er den Sengs weitere frühe Werke mit der Idee eine Sammlung zusammen zu tragen, die eines Tages in Fulda gezeigt würde.
Nachdem Gisbert Seng über 50 Jahre mit diesen Arbeiten gelebt und sie aufbewahrt hat – mit Unterstützung von seiner zweiten Frau Katharina Bongartz – übergab die Familie Seng das Konvolut 2019 als Teil-Schenkung an die Franz Erhard Walther Foundation, mit dem Wunsch, dass die Arbeiten in Fulda, dem Ort ihrer Entstehung gezeigt werden.